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Junghundtraining
von Karl-Heinz Raboldt Fragt man verschiedene Züchter von Renn-, oder Leistungshunden, so wird man höchst unterschiedliche Auskünfte darüber erhalten, wann man mit dem Training eines jungen Hundes beginnen sollte. Einige werden sagen, mit Beginn der Prägungsphasen, ab ca. 16 Wochen. Andere sagen: „Meine Hunde sehen die Rennbahn erst mit frühestens einem Jahr!“ Ich behaupte: Beides ist falsch! Die Prägungsphase eines jungen Hundes beginnt bereits im Alter von 4 Wochen und dauert rasseunterschiedlich bis zur 8. Lebenswoche oder manchmal bis zum Beginn der Sozialisierungsphase, ungefähr bis zur 16. Woche. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne von ca. maximal 10 Wochen wird das gesamte spätere Verhalten eines Hundes geprägt. Das bedeutet, der Welpe lernt während dieser sensiblen Zeitspanne Dinge, die ihm die Elterntiere und Rudelführer (also der Züchter, oder SIE selbst) zeigen und beibringen und diese Dinge prägen sich unlöschbar in sein Gehirn ein und bestimmen sein weiteres Verhalten. Und das sowohl im positiven, wie auch im negativen Sinne. Lässt man diesen Zeitraum ungenutzt verstreichen, so wird dieser Welpe nicht geprägt, was automatisch zu lebenslangen Komplikationen auf der Rennbahn und selbstredend auch in seinem gesamten Verhalten führen wird. Daher ist es für künftige Renn- oder Coursinghunde meines Erachtens unerlässlich, dass sie bereits im jungen Alter von 6 bis 8 Wochen das nötige Rüstzeug für eine spätere Sportkarriere mitbekommen. Das heißt, der angeborene Hetztrieb, der Windhunde erst zu Windhunden macht, wird ausgenutzt und gefördert, indem z. B. die Mutterhündin dem Welpen zeigt, wie man mit einem flüchtigen, künstlichen Hetzobjekt aus Plastik mit etwas Kaninchenfell umgeht. Wenn das dann noch auf der Rennbahn oder auf einem Coursinggelände geschieht, umso besser! Das gleiche ist es, wenn der Welpe schon in diesem zarten Alter lernt, dass er keine Angst vor einer Startbox zu haben braucht. Auch hier können die Elterntiere, oder auch Sie selbst zeigen, wie das funktioniert. Die Mutterhündin oder auch andere Hunde machen es den Welpen vor. Auch Sie selbst oder eines Ihrer Kinder können beispielsweise zusammen mit dem Welpen durch die geöffnete Box kriechen. Später wird dann die Startklappe geschlossen, der Trainer/Besitzer läuft dann mit einem künstlichen Hetzobjekt von der Box fort. Der junge Hund sieht das, eine andere Person öffnet die Startklappe und der Hund läuft hinter Ihnen her und fängt das Hetzobjekt. Wichtig ist es zu beachten, dass Sie als Rudelführer immer vor der Startbox stehen und von ihr fort laufen. Falsch ist es, wenn sie selbst den Hund hinter der Startbox einsetzen und jemand anders vorne weg läuft. Die Gefahr besteht, dass sich der Hund in der Box dreht und nach hinten wieder heraus will, dort hin, wo sie stehen. Der Hund muss lernen, dass er die Box nur nach vorne verlassen kann. Beizeiten sollte der junge Hund schon an einen Maulkorb gewöhnt werden und an eine Renndecke. Ein 12 bis 16 Wochen alter Welpe kann schon mal 10 bis 20 Meter hinter ein künstliches Hetzobjekt herlaufen und es der Mutter nachmachen, nach dem Hetzobjekt zu schnappen. Mit zunehmendem Alter kann die Laufstrecke dann erweitert werden. Das alles erleichtert später ein Training und der Trainer/Besitzer hat diesbezüglich kaum ernsthafte Probleme. Der Idealfall wäre es, wenn der junge Hund auf ein Rennbahngelände kommt, er bemerkt die Atmosphäre, er hört die prägnanten Geräusche, er bekommt seinen geliebten Rennmaulkorb umgebunden und seine Renndecke und in großer Vorfreude weiß er: Gleich geht es los! Und freudig geht er fast von selbst in die Startbox und fiebert dem Start entgegen und nach Öffnung der Startklappe, startet er auch noch in die richtige Richtung, nämlich nach vorn aus der Box heraus! Damit wir uns recht verstehen: Ein richtiges Lauftraining oder ein Hochleistungstraining wie oben beschrieben, ist hierbei selbstredend noch nicht gemeint! Dieses Training darf erst erfolgen, wenn das Wachstum des Hundes abgeschlossen ist. Bei den großen Windhundrassen kann ein gezieltes Renn- oder Coursingtraining daher mit frühestens 15 Monaten beginnen, bei den Rassen Italienisches Windspiel und Whippet frühestens mit 12 Monaten. Zunächst wird getestet, ob ein junger Hund, solo, gezielt und ohne sich ablenken zu lassen, das Hetzobjekt permanent verfolgt und dieses nach dem Ziel, versucht zu ergreifen und einen „Kill“ anzubringen. Nach mehrfacher Übung kann ein erfahrener Trainer einschätzen, ob der Hund „hasenscharf“ und „bahnfest“ ist. Dann kann der angehende Renn- oder auch Coursinghund mit einem oder zwei erfahrenen Hunden, möglichst seiner Rasse, in mehreren kleinen Gruppenläufen zeigen, wie sein Verhalten in der Gruppe ist, insbesondere, wenn der junge Hund von einem anderen Hund überholt wird, oder wenn alle Kopf an Kopf laufend, als erste das Hetzobjekt nach dem Ziel erbeuten wollen. Gibt es Probleme, rauft oder rempelt der Hund die anderen vor dem „Kill“ an, müssen andere Laufpartner gewählt werden oder der Hund muss in Sololäufen weiter an seiner Hetzleidenschaft und seiner Laufdisziplin üben. Erst wenn der Trainer sicher sein kann, dass der Hund „sauber“ läuft, kann er für den Erwerb der Renn- oder auch Coursinglizenz zugelassen werden. Hierzu beachten Sie bitte die entsprechenden Abschnitte in der „DWZRV-Sportordnung.“ Erst danach kann der junge Hund an nationalen und internationalen Rennen und Coursings teilnehmen. Der Erwerb einer Rennlizenz berechtigt auch für den Start bei Coursings. Umgekehrt berechtigt eine Coursinglizenz aber nicht für den Start bei Rennen. Das ist auch insofern verständlich, da Coursinghunde es nicht gelernt haben, in großen Gruppen zu laufen und auch nicht aus einer Startbox gestartet werden. Als Coursings in Deutschland modern wurden, ließen zunächst nur einige wenige Enthusiasten ihre Hunde dort laufen, dann kamen Hunde dazu, die aus verschiedenen Gründen für eine Rennkarriere nicht mehr in Frage kamen. Dies hat sich in den letzten Jahren aber grundlegend geändert. Heute gibt es eine eigenständige Coursingszene, die sich durchaus gleichberechtigt neben dem Rennen etabliert hat. Während die sportliche Betätigung der Hunde auf einem Rennbahn-Track nicht unbedingt ihrem natürlichen Jagdverhalten entspricht, kommt das Coursing diesem schon recht nahe. Beim Coursing laufen die Hunde, aus der Hand gestartet, paarweise über einen Natur belassenen Parcours, sozusagen „querfeldein.“ Während es beim Rennen nur auf Geschwindigkeit und auf ein sauberes Rennverhalten ankommt und die Zeit, oder der Einlauf über Sieg oder Platzierung entscheidet, werden beim Coursing die Jagdlust, die Geschicklichkeit, die Intelligenz des Hundes, seine Kondition, die Schnelligkeit und (hoffentlich) auch das Zusammenspiel mit dem Laufpartner und der „Kill“ bewertet. Da diese Bewertungen von uns Menschen vorgenommen werden, gewinnt eben nicht immer der „beste“ Hund. Das gibt leider oftmals Anlass zu viel Ärgernis. Aber das ist zumindest den Hunden egal. Sie haben einen Riesenspaß! Wie beim Rennbahntraining sind auch beim Coursingtraining einige Dinge zu beachten. Ein Coursingparcours hat eine Länge von mindestens 400 m und maximal 1.000 m. Nur bereits ausgewachsene Hunde in entsprechendem Alter dürfen diesen Parcours in seiner Gesamtheit unter Wettkampfbedingungen laufen. Gleichwohl kommt es beim Coursingtraining darauf an, den Körper eines jungen Hundes auf einem Natur belassenen Parcours, mit ständig Richtung wechselnden Hetzobjekten vorzubereiten. Reine Coursinghunde sind im Vergleich zu Rennhunden robuster, wendiger und verletzungsunanfälliger, Rennhunde sind schneller, aber eben auch anfälliger. In England und Irland gibt es bei den Greyhounds eine eigene Coursing-Klasse. Diese Hunde werden seit vielen Jahren aus reinen Coursing-Greyhounds gezüchtet und nur für Coursings trainiert. Mittlerweile unterscheidet sich ihr Habitus bereits von dem der Renngreyhounds. Zusammenfassung . Patentrezepte nach dem Motto: „Wie forme ich einen Weltmeister“ gibt es nicht. . Das wichtigste Kriterium ist die Auswahl eines Hundes aus einer entsprechenden Zuchtstätte, die schon seit längerer Zeit erfolgreich Leistungszucht betreibt. Dabei ist besonders auf die weibliche   Abstammung  zu achten. . Die Strecken bis 900 m, sind für unsere Hunde immer noch Sprintstrecken. . Die Sprintleistung wird durch die anaerobe Energiegewinnung erbracht. . Als Maß für Trainingsfortschritte gilt die kürzere Regenerationszeit . Vor Trainingsbeginn ist ein check up des Hundes durchzuführen . Eine gute Aufwärmarbeit ist sehr wichtig und bringt den Organismus auf „Betriebstemperatur.“ Sie hilft Verletzungen des Hundes zu vermeiden . Der Trainer/Besitzer sollte sich einen Trainingsplan unter Beachtung der Trainingszyklen erarbeiten . Unter Ausnutzung der Prägungsphase junger Hunde, sollten diese bereits im entsprechenden Alter   zwischen 8. Und 16. Lebenswoche wichtige Grundvoraussetzungen, wie Verhalten im Startkasten, oder Hetzen nach einem künstlichen Hetzobjekt, erlernen. . Whippets und Italienische Windspiele sind ab dem 15. Lebensmonat startberechtigt, alle anderen Rassen ab dem 18. Lebensmonat. . Vor Erlangung der Startberechtigung benötigen die Hunde eine Renn- bzw. Coursinglizenz.  
Windhundsportverein Berlin-Brandenburg e.V.
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