Allgemeines Training
von Karl-Heinz Raboldt
Das sollte sich im Rahmen des aeroben Stoffwechsels abspielen. Es führt zur Zunahme der
Kapilaren (haarfeine Blutgefäße im Muskel) und gewährleistet damit eine bessere
Sauerstoffversorgung. Darüber hinaus vergrößert es Gewicht und Volumen des Herzens, sowie die
Zahl und die Volumina der Lungenalveolen. Alles das bewirkt eine bessere Sauerstoffaufnahme und
einen besseren Sauerstofftransport. Das bewirkt im Rahmen der physiologischen Möglichkeiten eine
Querschnittsvergrößerung der Muskelzellen. Besonders beim Sprinter ist es notwendig ein gesundes
Mittelmaß zwischen dem dadurch erhöhten Gewicht und der vermehrten Kraft zu finden. Das
fördert besonders die Zunahme der Säurepuffer und der Enzyme in den Mitochondrien der
Muskelzellen. Der menschliche Sprinter darf zu diesem Zweck z.B. eine bestimmte Rennbahnstrecke
um ein Drittel langsamer absolvieren als im Rennen notwendig, bzw. er läuft nur die halbe bis
dreiviertel Strecke, dafür aber öfter. Ersteres ist für unsere Hunde natürlich nicht möglich. Sie werden
immer so schnell laufen, wie sie können. Daher kann nur auf eine zweite Variante zurückgegriffen
werden. Das ist eine unmittelbare Kombination aus Sprint- und Ausdauertraining. Es ermöglicht
eine rasche Hochform, die jedoch nur für kurze Zeiträume von einigen Tagen anhält. Ein genaues
Timing ist deshalb erforderlich. Für einen Sprinter können in der Saison mehrere Höhepunkte ins
Auge gefasst werden, zu denen der Hund dann seine Top-Form erreicht hat. Wann diese
Leistungsgipfel erreicht sind, lässt sich, anders als beim menschlichen Sportler, zurzeit noch nicht
wissenschaftlich exakt feststellen. Das beste Zeichen dafür ist die rasche Regenerationsfähigkeit des
Körpers nach voller Leistung. Das zu erkennen, hängt also ganz von der Beobachtungsgabe und dem
Gefühl des Hundetrainers ab. Dr. Erhard Keller empfiehlt unter anderem, unsere Hunde kurz, aber
intensiv zu trainieren. Optimal wäre eine Aufteilung des Tagespensums auf 2 Trainingseinheiten von
ca. 30 – 40 Minuten. Das tägliche Training sollte dem Hund 60 – 75% der späteren gewünschten
Leistung abverlangen, wobei immer wieder einmal, jedoch mindestens zwei Mal wöchentlich an die
Grenzen der Leistungsfähigkeit herangegangen werden sollte. Zu Beginn der Saison sollte ein ca. 8-
wöchiges Aufbautraining stehen, das sich in Ausdauertraining, Sprint- und Krafttraining gliedert. Zeigt
der Hund in einem Bereich Schwächen, muss das Verhältnis der Trainingsarten zueinander variiert
werden. Die Ausdauer wird am besten mit dem angeleint neben dem Fahrrad im lockeren Trab
laufenden Hund trainiert. Für das Sprinttraining ist die Rennbahn oder eine abgesteckte Strecke zu
empfehlen. Das bloße Freilaufen ist als zielgerichtetes Training für Rennhunde nicht geeignet. Das
Krafttraining beim Windhund ist sicherlich problematisch. Eventuell eignet sich hierzu ein
Bergauflaufen oder ein weicher, sandiger Untergrund. Acht Tage vor einem Rennen werden nur noch
Sprints trainiert, dann folgen zwei Tage Ruhe. Am letzten Tag vor dem Rennen werden dem Hund nur
noch einige leichte Sprints abverlangt, gepaart mit kurzen Spaziergängen an der Leine. Bei der
Aufwärmarbeit werden im Windhundsport vielleicht die meisten Fehler gemacht. Ein gut
aufgewärmter Hund kann bis zu 20% mehr Leistung erbringen. Das Aufwärmen soll 15 – 30 Minuten
dauern und dient der Steigerung des Stoffwechsels, des Sauerstoffaustausches und der
Nervenleitungsgeschwindigkeit durch verstärkte Acetylcholinausschüttung. Ein Sprinter darf, ja er
muss sogar nervös sein! Als Aufwärmarbeit beim Hund ist ein leichter Ausdauerlauf mit sich
abwechselnden kurzen Sprinteinlagen zum erreichen der „Betriebstemperatur“ zu empfehlen. Etwas
verwundert äußerte sich Dr. Keller über die häufig praktizierte Methode einer gewissen „Massage“, die
kurz vor dem Start die Aufwärmarbeit ersetzen soll. Diese Methode ist völlig unzureichend. Allein die
Bewegung wie oben empfohlen, kann den Hund optimal auf das Rennen vorbereiten. Soweit einige
wissenschaftlich geprägte Ausführungen von Dr. Erhard Keller, dem es gelungen ist, die gesamte
Problematik für uns Hobbywindhundsportler in allgemein verständliche Worte zu fassen und die
meines Wissens im deutschsprachigen Raum, die einzigen für unseren Sport relevanten und
greifbaren Aussagen sind.